Barcelona

Als Sehnsuchtsort für die globale Elektronikszene kann es Barcelona fast mit Berlin aufnehmen. Allerdings steht die katalanische Metropole eher für samtweiche, verträumt-poppige Klänge, wofür die Gruppe Bradien das allerbeste Beispiel ist. Es gibt jedoch noch eine weitere Bewegung, und die bezieht sich auf die fast vergessene, hoch interessante musikalische Vergangenheit der Stadt.

Mitte des 20. Jahrhunderts war sie der Geburtsort der katalanischen Rumba, die mit diversen Latin-, Funk- und Soul-Anleihen und vor allem Elementen der Gypsy-Musik in den 60er und 70er Jahren zu einer der populärsten Musikrichtungen Spaniens wurde. Der Erfolg der Compilation-Serie „Achilifunk“, die sich vor einigen Jahren dieser Musik zu widmen begann, führte nicht nur zu etlichen Remixen und digital-modernisierten Versionen dieses Stils, sondern auch dazu, dass einige der einstigen Protagonisten ihre professionellen Karrieren wieder aufnahmen. Die Vielstimmigkeit Barcelonas schließlich belegt das Projekt Asférico & Reparto Caribe: ein einzigartiges Experiment, in dem abstrakte Laptop-Sounds auf Latin Jazz treffen.

AiAiAi

Die Wiederauferstehung einer der stilbildenden Rumba-Catalana-Combos, digital neu erfunden: Dabei Gypsy-Gitarrist Rafaelito Salazar, der noch mit Rumba-Mythos Gato Perez auf Tour war. Auch David Torras schlägt die Saiten im typischen „Ventilador“-Stil, gleichzeitig Melodie und Rhythmus, so dass die Hand heftig Luft fächelt. Und Pep Lladó ist für genauso extreme Beats und Samples zuständig. Dazu verkünden sie ihre Fiesta-Parolen: „Wir sind unflätig, politisch nicht korrekt, Gefahr für die Bar“.

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DJ Txarly Brown

Er war es, der mit Alben wie „Latin Ska Fever“ eine diesem Motto entsprechende Bewegung in Spanien lostrat. Und mit seiner „Achilifunk Gypsy Soul“-Compilation löste er das Revival der Rumba Catalana aus. Txarly Brown – beachte: das katalanische Tx wird fast wie das englische Ch gesprochen – mixt live die Klassiker des Genres mit Dub-Bässen und HipHop-Beats.

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Asférico + Reparto Caribe

Abstrakte Clicks & Cuts und saftiger Latin-Jazz – geht das zusammen? Die Antwort gibt dieses Projekt, in dem Perkussionist Fran Palomo and Pianist Cristian Torres und ihre mit weiteren renommierten Latin-Jazzern besetzte Band Reparto Caribe auf Álex Gámez treffen. Gámez alias Asférico seinerseits ist bekannt als Frontmann von „Störung“, eines Musikerkollektivs und Festivals für „Música electrónica minimalista y experimental“.

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Bradien

Dieses ebenso experimentelle wie tropicalistische Trio – vor kurzem vom ersten Sonár-Event in Chicago zurück – dekonstruiert seine eigene Idee von Pop in einer Art verwickelter, aber verführerischer Origami-Technik. Auch De:Bug pries die „sommerliche Folk-Leichtigkeit“ der orgellastigen Klangcollagen.

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Ausgewählt von Detlef Diederichsen

In Kooperation mit dem In-Edit Festival und www.catalanarts.cat