Konzert
Worldtronics: Japan
Kama Aina - Takeo Toyama - Nobukazu Takemura - Miho Folio
Vom durchgängigen Sounddesign des Alltags bis zur allgegenwärtigen Beschriftung der Metropolen mit Riesen-LEDs ist das aktuelle Japan ein durch und durch elektronischer Stadtraum. Entsprechend vielfältig ist die elektronische Musik, allerdings hierzulande weniger bekannt bis auf einige große Namen wie Ryuichi Sakamoto, ehemals Yellow Magic Orchestra, oder extremer Noise-Künstler wie The Boredoms. Japanische Musiker waren elektronische Pioniere: Bereits in den 1940er Jahren haben Komponisten wie Toshiro Mayuzumi das Klangspektrum von buddhistischen Tempelglocken mit Hilfe von elektronischen Messgeräten analysiert. WORLDTRONICS präsentiert Musiker, die sich erneut zu traditionellen Instrumenten und den Songstrukturen von Pop und Folk hinwenden. Elektronische Instrumente und Software sind für sie nicht mehr der ästhetische Inhalt, sondern lediglich Werkzeuge. Am hochkarätigen Line-up lässt sich überprüfen, wie traditionelle Eigenschaften der japanischen Musik wie Abstraktion und Reduktion, kindlich-verspielte Leichtigkeit und meditative Strukturen mit der Offenheit für westliche und nichteuropäische Rhythmen, Jazz und Klassik zusammengehen.
20 h
Kama Aina
Ein Japaner spricht hawaiianisch, seine Leidenschaft ist „Inselmusik“ „Kama Aina“ heißt „Insulaner“ und ist das Soloprojekt des Multiinstrumentalisten und Kunstaktivisten Takuji Aoyagi, wohl eine der schillerndsten Protagonisten der japanischen Folk-Pop-Szene. Der neugierige Weltreisende sammelt Klänge wie andere Muscheln. So klingt auf seinem fünften Album „Club Kama Aina“ immer wieder an, dass er in der kubanischen und hawaiianischen Musik so zu Hause ist wie in Tokyo.
21 h
Takeo Toyama
Digital Komponieren für analoge Instrumente – das ist Takeo Toyamas Eigenweg an der Schnittstelle von Minimal, Neue Musik, Fieldrecording und Pop. Da zeigt sich dann, wie repetitive Strukturen größte Freiheiten erlauben können. Fast alle Instrumente hat er auf seinem Debütalbum „Ground Piano“ noch selbst gespielt, hier geht er mit acco (Flöte), Yuichi Inobori (Posaune) und Miki Hayashi (Marimba, Orgel, Gesang) zusammen. Seine Vorliebe für Krautrock, Jazz und Klassik entfaltet sich in disharmonischen Akkorden und überraschenden Rhythmuswechseln: Liebliche Melodieverläufe mutieren zu melancholischen Gewittern.
Takeo Toyama auf Underground Budapest...
22 h
Nobukazu Takemura
Spielerische Melodien mit elektronischen Störgeräuschen sind seine Signatur: Nobukazu Takemura ist einer der erfolgreichsten japanischen Musiker und DJs. Erst stand er an den Turntables in Clubs von Osaka, Kyoto und Kobe, dann gründete er 1990 Audio Sports, die heute legendäre Hip-Hop-Formation mit Eye Yamatsuka (The Boredoms), später sein Label Childisc. Seit 1993 ist er meist als Solokünstler unter dem Pseudonym Child's View erfolgreich. Takemuras stilistisches Spektrum reicht von Jazz über House zu Drum and Bass, Kammermusik und Glitch. Dafür spielt er auch gerne auf seinem selbst entwickelten „No-Input-Mixing-Board“. Vielseitig sind auch seine Kooperationsprojekte, ob mit Modemacher Issey Miyake, Steve Reich, Yo La Tengo, Tortoise oder Mouse on Mars. Und mit dem Sounddesign für Aibo, den Roboter-Hund von Sony, ist er selbst in japanischen Kinderzimmern präsent.
Nobukazu Takemura bei YouTube...
23.30 h
Miho Folio
Sein Debütalbum „Bragile“ ist noch ganz frisch und schon ein Geheimtipp. Toshihiro Horio erschließt für sein Soloprojekt Miho Folio westliche Inspirationen von Jazz und Pop bis hin zu brasilianischer Musik. Mit verfeinerter Clicks-and Cuts-Technik verschmilzt er diese Einflüsse mit Hip-Hop-Phrasen und einer komplexen Harmonie zu Ambient-Scapes. Und seine Laptopkonzerte verströmen mit Wohlfühlmelodien und angenehmen Überraschungen die Quintessenz des Pops.
Reinhören bei auf flyrec.com...