Panel
Looking at Music: After the Laptop Performance
Rebecca Fiebrink, Lars TCF Holdhus, Isabel Lewis, Olivia Jack, moderiert von Peter Kirn
So 15.11.2020
Was ist die Zukunft der Musikaufführung? Welche Rolle spielt die Sichtbarkeit für das Erleben von Musik? Nicht erst seit der Pandemie und der vermehrten Verlagerung von Veranstaltungen in den digitalen Raum steht infrage, welche Rolle „Liveness“, physische Präsenz und der Reiz, Musik bei ihrer Entstehung zuzusehen, heute noch spielen.
Musik, die am Rechner produziert wird, hat die jahrhundertealten Codes des Konzerts gebrochen. Mit der Laptop-Performance hat sie ein Format etabliert, bei dem das Publikum auf Menschen starrt, die auf Bildschirme starren. Dabei hält bereits seit mehr als 20 Jahren der Kalauer stand, man könne ja nicht wissen, ob Elektronik-Musiker*innen nicht bloß ihre E-Mails checken. Der Computersoftware als Musikinstrument fehlt die Materialität, für das Konzerterlebnis fehlt der sichtbare Zusammenhang zwischen Ursache (Geste) und Wirkung (Klang). Diese schwierigen Voraussetzungen für die Performance von Computermusik haben zu einer Reihe neuer Ansätze geführt: Von den Bildschirmansichten auf Algoraves über sensorbasierte Musikinstrumente bis hin zu Virtual Reality-Shows werden auf unterschiedlichen Ebenen visuelle Reize in der elektronischen Musikperformance wiedereingeführt; andere geben das Format des Bühnenzentrierten Spektakels komplett auf.
Rebecca Fiebrink (Creative Computing Institute, University of the Arts London / Computing, Goldsmiths University of London) erforscht und entwickelt Machine Learning-Technik zur Erfindung digitaler, gestisch kontrollierbarer Musikinstrumente. Lars TCF Holdhus (Musiker, Künstler) hat mithilfe von KI eine Performance-Software entwickelt, die ihn zukünftig auf Tour ersetzen soll. Olivia Jack (Künstlerin, Coderin) ist als Programmiererin und Künstlerin in der Algorave-Szene aktiv und setzt sich mit den Möglichkeiten von Live-Kollaboration übers Internet auseinander. Isabel Lewis (Künstlerin, DJ, Tänzerin, Philosophin) wiederum experimentiert mit Veranstaltungsformaten, in denen Klang und Geruch das Primat des Visuellen ersetzen und die Prämissen der Musikvorführung gänzlich aufgehoben sind. Moderiert von Peter Kirn (Musiker, Produzent, DJ, Journalist)