Lesungen, Performances, Gespräche

Carrier Bag Fiction

Mit Sophia Al-Maria, Dorothee Elmiger, Victoria Sin, Hito Steyerl u. a.

Do 19.3.2020
Do 19.3.2020
Restaurant Weltwirtschaft
Abgesagt
Auf Englisch
Sophia Al-Maria, Beast Type Song, 2019 (Videostill)

Die Veranstaltung ist verschoben. Die Entscheidung beruht auf den aktuellen Vorgaben und Empfehlungen der öffentlichen Verwaltungen zum Umgang mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2). Mehr...

Geschichten vom Jagen und Erlegen haben seit jeher vermittelt, dass nur heroische Taten Einzelner den Rahmen großer Erzählungen bilden können. In ihrem 1986 erschienenen Essay The Carrier Bag Theory of Fiction entwirft die visionäre Sci-Fi-Autorin Ursula K. Le Guin eine feministische Technologiegeschichte, die den kollektiven Lebensunterhalt in den Mittelpunkt stellt und das Erzählen als Werkzeug für die Weltgestaltung nutzt.

Nach dieser alternativen Theorie menschlicher Evolution waren die primären Erfindungen der Menschheit eben nicht phallische Jagd- und Kampfwaffen, sondern „Carrier Bags“, einfache Behälter, mit denen sich Gesammeltes nach Hause tragen ließ: der Korb mit wildem Hafer, das Medizinbündel, das Netz aus eigenem Haar. In ihrem Essay schlägt Le Guin eine Abkehr von linearen, konfliktzentrierten Heldengeschichten vor und skizziert die Erzählhaltung einer Sammlerin. Denn Sammler*innen können in gänzlich andere Vorstellungswelten vordringen – solche, in der sich Dualismen wie hell und dunkel, weiblich und männlich, gut und böse auflösen. Oder in den Worten von Donna Haraway: „Es ist von Gewicht, welche Geschichten Welten machen und welche Welten Geschichten machen.“

Mit einem einleitenden Essay von Donna Haraway und Illustrationen von Lee Bul wurde The Carrier Bag Theory of Fiction nun als Einzelpublikation veröffentlicht. Die Herausgeber*innen Sarah Shin und Ben Vickers laden Künstler*innen und Schriftsteller*innen ein, sich um Le Guins „Carrier Bag“ zu versammeln und den subversiven Ideen dieses Essays in Lesungen, Performances und Gesprächen nachzugehen. Weitere Künstler*innen steuern Rituale, Mikrogeschichten und Aufnahmen aus der Ferne bei, die von den Anwesenden präsentiert oder interpretiert werden.

Mit Sophia Al-Maria, Jesse Darling, Dorothee Elmiger, Victoria Sin und Hito Steyerl sowie Beiträgen von Season Butler, Laurel Halo, Taylor Le Melle, Nisha Ramayya und Himali Singh Soin, kuratiert von Sarah Shin und Ben Vickers

In Kooperation mit Ignota Books