Konzert
The Necks | Morton Feldman: "for Philip Guston" - Trio Nexus | Toshimaru Nakamura | FM3
im Haus der Kulturen der Welt
Morton Feldman: „for Philip Guston“ - Trio Nexus 15h
Erik Drescher – Flöte, Tomas Bächli – Klavier, Claudia Sgarbi – Schlagzeug
Der amerikanische Komponist Morton Feldman (1926-1987) gehörte zusammen mit John Cage, Christian Wolff und Earle Brown zur „New York School“ – vier Komponisten, die in ständigem Austausch standen und dennoch vollkommen verschiedene Musik schrieben. Feldman arbeitet fast ausschließlich mit sehr leisen, langgezogenen Klängen. Harmonik und Klangfarbe werden äußerst präzise gehandhabt. Angesichts der Dauer der Stücke stellt sich die Frage, ob man überhaupt so lange konzentriert zuhören kann. Das darf aber nicht zur Annahme verleiten, dass Feldmans Musik als Hintergrundsmusik wahrgenommen werden soll. Es ist ein Widerspruch in sich: Man wird es nicht vermeiden können, zwischendurch abzutauchen, und doch erkennt man in jedem Moment, in dem man wieder auftaucht, wie lohnend genaues Hinhören bei diesem nuancierten Spiel mit musikalischen Mustern ist. Es ist durchaus legitim, während der Aufführung leise den Konzertsaal zu verlassen und später wiederzukommen. Das Trio Nexus erweitert ausgehend von der Besetzung, für die Morton Feldman seine späten Trios „Why Patterns?“, „Crippled Symmetry“, „for Philip Guston“ geschrieben hat, das Repertoire, indem es Komponisten beauftragt, neue Werke für Flöte, Klavier und Schlagzeug zu schaffen. Unter anderem entstanden so Kompositionen von Peter Ablinger, Antoine Beuger, Alvin Lucier, Sven-Ake Johansson, Juliane Klein.
--- Pause mit einem Suppenessen ----
Toshimaru Nakamura 20h
Nach vielen unglücklichen Jahren als Gitarrist verabschiedete sich Nakamura von seinem erlernten Instrument, zugunsten des von ihm erfundenen no-Input-Mixing-Board. Wie es der Name bereits verrät, nutzt Nakamura allein sein Mischpult: Er verknüpft dabei dessen Ausgang mit den Eingängen, um Rückkopplungen im Mixing-Board zu erzeugen. Überlagernde rhythmische Strukturen und Klangflächen bilden eine dichte Musik, und der fließende Übergang zwischen Rhythmus und Klang ist darin auf ungewöhnliche Weise erfassbar. Toshimaru Nakamura gehört inzwischen zu den bekanntesten Musikern der Tokyoter Szene improvisierter Musik und hat zahlreiche Aufnahmen veröffentlicht: neben anderen mit Fennesz, Otomo Yoshihide, Sachiko M, John Butcher und Oren Ambarchi.
FM3 20:35h
Christiaan Virant ging vor 20 Jahren aus den USA nach China, um dort traditionelle chinesische Musik zu studieren. Er blieb, traf den Filmkomponisten Zhang Jian, mit dem zusammen er FM3 gründete. Die Musik des Duos greift traditionelle chinesische Musik auf und vermischt sie mit Elementen der Ambient Musik. Auf ihrer Buddha Machine haben sie neun Loops jeweils mit einem anderen traditionellen Instrument eingespielt. Diese nur Ipod-grosse Schachtel mit eingebautem Lautsprecher ist Tonträger und Abspielgerät zugleich, die Lo-Fi Qualität der Elektronik verschafft der Box ein faszinierendes Eigenleben. FM3, die vor allem als Chinas Pioniere in elektronischer Musik bekannt wurden, sind nun zu ihren Anfängen in Folk und Punk zurückgekehrt, um einen neuen, psychedelischen Pseudofolk zu produzieren. Seit langem arbeiten sie mit Elementen der Einfachheit, Stille und Wiederholung, um ihre Zuhörer in einen Zustand der akustischen und mentalen Ruhe zu locken. Ihr Auftritt bei „meine Zeit“ baut auf dieser Basis, expandiert den klanglichen Charakter aber auf die Lautstärken eines Konzertsaals. Zugleich gehen FM3 in ihrer von Computer und elektronisch basierenden Klängen herkommenden Entwicklung weiter und treten diesmal nur mit Gitarre, Orgel und Stimme auf.
The Necks 21:45h
In der Gemeinde der The Necks-Fans wird es sich wahrscheinlich schon herumgesprochen haben: Das australische Trio (Chris Abrahams – Piano, Lloyd Swanton – Bass und Tony Buck – Drums) kommt wieder nach Berlin. The Necks entwickeln Grooves, die sich stetig intensivieren. Grosse Bögen werden gespannt, in denen sich die Musik fast unmerklich verändert, sich ausbreitet und atmet. Die Einflüsse von Jazz, minimal music und afrikanischer Musik sind - als Essenzen - zu hören. Die Musik aber, die das Trio macht, ist in ihrer Form einzigartig: Australische „Wüstenmusik“ vom Feinsten.
Achtung: Auf Grund der bürgerkriegsähnlichen Zustände im Kongo musste die Band Konono No. 1 ihren Beitrag zu dem Konzertabend am 31. März 2007 am Haus der Kulturen der Welt (HKW) leider absagen! Wir bitten um Ihr Verständnis.
Konono No. 1 23:20h
Die Band aus dem Kongo wurde vor über 25 Jahren von dem mittlerweile 74-jährigen Kalimba-Virtuosen Mingiedi gegründet. Bazombo Trance-Musik bildet die Basis für das Repertoire von Konono. Das 8-köpfige Ensemble verwendet unter anderem eine Reihe der Kalimbas, der Daumenklaviere, in allen Tonlagen. Um sich in dem lärmenden Kinshasa durchsetzen zu können, wurden die Instrumente mit selbstgebauten Tonabnehmern, Mikrophonen und Verstärkern ausgestattet. Die Verzerrungen des Sound Systems waren ursprünglich unerwünscht. Die Band begann aber, ähnlich wie die Blues-Musiker im Amerika der 50er, Gefallen daran zu finden und entwickelte einen Sound, der erstaunliche Parallelen zur Ästhetik elektronischer Clubmusik aufweist. Auch in Berlin spielen sie über ihr mitgebrachtes Soundsystem. Konono No. 1 ist eine so energetische Liveband, wie man sie nur selten zu hören bekommt. Ihr Debüt-Album „Congotronics“ wurde 2006 mit dem BBC World Music Award ausgezeichnet.
"meine Zeit" wurde durch eine Förderung des Freundeskreises des HKW ermöglicht.