Do Not Draw a Penis

Kritzeln mit automatisierter Mäßigung

Do Not Draw a Penis

Algorithmenbasierte künstliche Intelligenz (KI) soll heute immer komplexere Vorgänge steuern, errechnen, vorhersehen. Dafür wird Machine Learning eingesetzt: Algorithmen werden mit einer großen Menge Daten „gefüttert“ und können daraus Gesetzmäßigkeiten ableiten.

Google setzt für das Erheben solcher Daten frei zugängliche Spiele ein, bei denen z.B. Spieler*innen Figuren zeichnen sollen, die ein Bot kommentiert: “Is it a plane?”, “Is it a broom?”, “Ahh i see, its a frog!” 2018 hat Google die daraus entstandenen Daten veröffentlicht – über 15 Millionen Strichzeichnungen, eingeteilt nach 345 Kategorien. Solche frei zugänglichen Datensets werden wiederum weltweit zum Trainieren von weiteren KI-Projekten genutzt. Doch mit ihren Kategorien formen sie auch eine ethische Infrastruktur: Während hier „Frosch“, „Engel“ oder „Bart“ zu finden sind, sucht man z. B. vergeblich nach Zeichnungen von Geschlechtsorganen und anderen moralisch „unpassenden“ Motiven.

Do Not Draw a Penis setzt bei der harm- und konfliktlosen digitalen Realität an, die Firmen wie Facebook, Google, Baidu oder WeChat anstreben: Auf einem digitalen Zeichenpad können die Nutzer*innen frei kritzeln. Ein Bot kommentiert die Zeichnungen – und bestraft „unmoralische“. Wie lässt sich gegen die bevormundenden Leitlinien der Technologie-Giganten rebellieren? Gibt es digitale Schlupflöcher?

Do Not Draw a Penis ist im HKW in einer der Fernsprech-Zellen aus den Anfangstagen der Kongresshalle zugänglich – oder auch online: donotdrawapenis.com