Mohammad Yari (links) und Helen Ferguson, © Marily Stroux

Mohammad Yari, Afghanistan, 45 oder 46 Jahre

Zu Gast im HKW mit Dolmetscherin Helen Ferguson

„Als Kind war mein Traumberuf Pilot. Ich bin 10 Jahre zur Schule gegangen, aber mein Vater starb, als ich 14 Jahre alt war. Also habe ich angefangen zu arbeiten. Mein Wunsch war, gut für meine Familie zu sorgen. Ich konnte es zwar nicht so gut wie mein Vater, aber so gut es ging.

Später habe ich eine eigene Autowerkstatt aufgemacht. Ich war Autoelektriker für Klimaanlagen. Ich liebte meine Arbeit, einfach, weil es Arbeit war. Unabhängig vom Geldverdienen hat es mir großen Spaß gemacht, Menschen glücklich zu machen: Ob du jemanden gesund machst oder sein Auto reparierst, die Freude ist ähnlich.

Noch später habe ich als Dolmetscher gearbeitet für die Nato-Schutztruppe ISAF und für die UNO. Ich spreche sieben – oder fast acht – Sprachen: Englisch, Arabisch, Türkisch, Urdu, Paschtu, Dari, ein bisschen Griechisch, ein bisschen Deutsch.

In Afghanistan hatte ich 30 Jahre lang große Probleme. Meine Tochter konnte dort nicht zur Schule gehen. Hier hat sie in 4 Monaten gelernt Deutsch zu sprechen und zu schreiben. Sie geht schon in eine normale Schule!

Als wir vor neun Monaten herkamen, durfte ich nicht gleich arbeiten. Ich hatte nicht erwartet, dass das verboten ist. Ich wollte zum Deutschkurs, aber das klappte nicht. Ohne etwas zu tun fühlte ich mich sehr schlecht. Der Mensch muss etwas tun.

Vor einer Woche habe ich endlich die Anerkennung als politischer Flüchtling bekommen. Jetzt ist das Job-Center zuständig für mich, nicht das Sozialamt. Ich muss für ein paar Monate zur Schule und dann kann ich arbeiten. Ich habe drei oder vier Berufe, die ich machen könnte: Automechaniker, Bodyguard und Security-Ausbilder, LKW-Fahrer und Dolmetscher.“

Berlin, März 2015

Das Gespräch führte die Fotojournalistin Marily Stroux als Teil der Ausstellung „Haus Leo – Professions“