Lesungen, Gespräch
Iran: Kriegsende, Fatwa und Führertod
Thementage
Die Schriftsteller Shahrnush Parsipur (Richmond/USA), Natasha Amiri (Teheran) im Gespräch mit Navid Kermani, Islamwissenschaftler und Schriftsteller (Köln)
Die deutschen Übersetzungen werden von der Schauspielerin Laura Tonke gelesen.
Nach dem Ende des ersten Golfkriegs, der weit über eine Million Menschenleben kostet, hoffen die Iraner vor allem auf ein halbwegs normales Leben. Doch das iranische Regime verstärkt den Druck, um die Kontrolle über die öffentliche Meinung zu behalten. Im Zuge von „Säuberungsaktionen“ werden Tausende hingerichtet, Revolutionsführer Khomeini ruft zur Ermordung Salman Rushdies auf, seinen designierten Nachfolger Montazeri lässt er wegen dessen Kritik an den Menschenrechtsverletzungen unter Hausarrest stellen. Dann stirbt der Revolutionsführer, Millionen strömen zu seinem Begräbnis. Die Epoche, die mit seinem Tod begann, dauert bis heute an.
Iranische Schriftsteller aus drei Generationen wie Shahrnush Parsipuri und Natasha Amiri erinnern sich hier auf Einladung von Navid Kermani in literarischen Texten an Schlüsselszenen jenes Jahres und denken darüber nach, wo ihr Land 20 Jahre später steht.
Außerdem:
Bashu, der kleine Fremde (Film) Fr 20.2., 18.30 h Mehr...
Homework (Hausaufgaben) (Film) Fr 20.2., 20.30 h Mehr...
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Natasha Amiri, Autorin und Kritikerin, Teheran. Geboren 1970, begann 1995 nach einer Begegnung mit der Autorin Ghazaleh Alizadeh, ihre ersten Erzählungen zu schreiben. Für ihre Werke erhielt sie in Iran viele Auszeichnungen, u.a. das „Haus der Erzählungen“ für ihr Erstlingswerk, den ersten Preis der Literaturzeitschrift Asr-e- Panjshanbeh und den iranischen „Volkspreis“. Bisher sind Ihre Romane und Erzählungen nicht auf Deutsch erschienen.
Navid Kermani, Publizist und Islamwissenschaftler, Köln. Studierte Islamwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn. Nach der Promotion arbeitete er als Regieassistent und später als Dramaturg am Schauspielhaus Frankfurt und am Mülheimer Theater an der Ruhr. Bis 2003 war er Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2007 erhielt er ein Stipendium der Villa Massimo in Rom. Kermani veröffentlichte zahlreiche Bücher über die islamische Welt, darunter die Reportagensammlung „Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen“ (2003). Für „Gott ist schön - Das ästhetische Erleben des Koran“ erhielt er 2000 den Ernst-Bloch-Förderpreis. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Deutschen Islamkonferenz. Kermani schreibt regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung. 2008 berief ihn das Haus der Kulturen der Welt zum Permanent Fellow.
Shahrnush Parsipur, Autorin, Richmond/USA. Geboren 1946, war seit 1967 als Redakteurin für das staatliche iranische Fernsehen tätig. 1973 nahm sie ein Studium der Soziologie an der Universität Teheran auf, 1974 erschien ihr erster Roman. Im selben Jahr trat sie aus Protest auf die Exekution von zwei Künstlern durch das Schah-Regime zurück. Eine einjährige Inhaftierung folgte. Ein Jahr nach ihrer Freilassung floh sie nach Frankreich, wo sie ihr zweites Buch verfasste. Nach der Iranischen Revolution kehrte Parsipur 1979 in den Iran zurück. Ohne offizielle Anklage setzte man sie erneut für vier Jahre und sieben Monate fest. Ihr im Gefängnis begonnener Roman „Touba and the Meaning of Night” (1989, dt. “Tuba“) wurde ein nationaler Bestseller. Nach weiteren Verhaftungen und dem Verbot ihrer Bücher in Iran ging Parsipur 1994 ins amerikanische Exil. 2003 erhielt sie das erste International Writers Project Fellowship der Brown University, Providence/Rhode Island. Bis heute hat sie elf Bücher veröffentlicht, zuletzt „Men from Various Civilizations“ (2007).
Laura Maori Tonke, Schauspielerin, Berlin. Studierte bis 1996 Theaterwissenschaften in Berlin. Tonke gab ihr Kameradebüt mit 17 Jahren in Michael Kliers Spielfilm „Ostkreuz". Es folgten zahlreiche Rollen in Spiel- und Fernsehfilmen sowie Modelaufträge. 2000 wurde Tonke als „Beste Nachwuchsschauspielerin" mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Für ihre Rolle der Gudrun Ensslin in „Baader" wurde sie 2003 für den Deutschen Filmpreis nominiert.