2.–5.7.2008
Erinnerung, Kunst und Kultur
Erinnerungskultur und der Umgang mit Vergangenheit seit 1989
Seit den Jahren 1989/90 sind die bis dahin gespaltenen Erinnerungskulturen in Ost- und Westeuropa im Wandel, das Ende der deutschen und europäischen Teilung stellt das postsozialistische Europa vor neue Herausforderungen und Chancen im Umgang mit der Vergangenheit. Die interdisziplinäre Tagung reflektiert über individuelle und kollektive Gedächtnisse und Erinnerungskulturen in Polen, Deutschland, Tschechien, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo nach 1989.
Trotz der unterschiedlichen historischen Kontexte gibt es zwischen den einzelnen Ländern deutliche Parallelen in den Erfahrungen von Krieg, Flucht und Vertreibung. Im wiedervereinigten Deutschland, in Polen und in Tschechien stellt die heutige öffentliche Debatte um Erinnerungskultur und –politik bisherige nationale Mythen in Frage und fordert die Beziehungen zwischen diesen drei Ländern neu heraus. Im Gegensatz zum friedvollen Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa, erlebte das ehemalige Jugoslawien einen von Gewalt, Kriegen und Zwangsmigration gezeichneten Umbruch, der zur Bildung der serbischen, kroatischen, bosnischen und kosovarischen Nationen führte.
Ziel der Tagung ist es, den Dialog und den aktiven Austausch zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft zu öffnen, um nationale, transnationale und europäische Erinnerungskulturen zu hinterfragen. Wie gehen die Gesellschaften aus Mittel-Ost-Europa und aus Süd-Ost-Europa mit ihrer Vergangenheit um? Gibt es gemeinsame Wege in Europa, die unterschiedlichen und ähnlichen Erfahrungen von Krieg, Flucht, Vertreibung und ethnischen Nachkriegskonflikten zu erinnern? Wo sind Chancen und Grenzen für eine gemeinsame Erinnerungskultur? Wie sieht ein künstlerischer Umgang mit kollektiver und individueller Erinnerung aus?
Die öffentliche Tagung (Mittwoch, 2. Juli, Donnerstag, 3. Juli) und der anschließende geschlossene Workshop (Freitag, 4. Juli, Samstag, 5. Juli) sind der Beginn des transnationalen Projektes MEMORY, ART and CULTURE, das eine einjährige Kooperation von Künstlern und Wissenschaftlern etabliert. Über einen kreativen Dialog und den aktiven Austausch zwischen den Projektteilnehmern der verschiedenen Länder entstehen für eine im Jahr 2009 vorgesehene Ausstellung künstlerische Werke, die sich mit dem Thema Erinnerung seit 1989 auseinandersetzen.
Organisatoren: Netzwerk Migration in Europa e.V. in Kooperation mit Allianz Kulturstiftung und Haus der Kulturen der Welt
Gefördert durch: Allianz Kulturstiftung, Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Bundeszentrale für politische Bildung