Ausstellung
New York - States of Mind
Ausstellung und Filme zeigen New York als politischen Erfahrungsraum
Fr 24.8.–So 4.11.2007
Durch Arbeiten von Wegbereitern wie Marcel Duchamp, Hans Haacke, Gordon Matta-Clark und von Künstlern wie Kehinde Wiley, Carolee Schneemann und Jon Kessler präsentiert „New York States of Mind“ politisch-ironische, betont interaktive Formen der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit, die zu einem der Charakteristika der New Yorker Kunstszene geworden sind. Mit Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen, Fotografien, Film, Videoinstallationen und Mix-Media von 26 Künstlern und zwei Künstlerkollektiven, die in New York leben und arbeiten, zeigt die Ausstellung Annäherungen an die Stadt als alltäglichen und politischen Erfahrungsraum.
Kurator: Shaheen Merali in Zusammenarbeit mit dem Queens Museum of Art, NY
Mit Werken von
Iona Rozeal Brown, Ian Burns, Laura Carton, Carolina Caycedo, CUP, Marcel Duchamp, Rainer Ganahl, Hans Haacke, David Hammons, Jonathan Horowitz, Tehching Hsieh, Kim Jones, Jon Kessler, Mark Lombardi, Mary Ellen Mark, Sarah Morris, Gordon Matta-Clark, Josephine Meckseper, Ana Mendieta, William Pope.L, Printed Matter, Inc., Elaine Reichek, Carolee Schneemann, Ward Shelley, Tavares Strachan, Kehinde Wiley, Fred Wilson, Jordan Wolfson.
Die Ausstellung ist unterteilt in fünf Sektionen. Mehr Informationen und ein Interview mit je einem Künstler finden Sie hier:
5. Shangri-La
Die Stadt als Schauplatz der (Kunst)Geschichte
„New York - States of Mind“ zeigt die Kunst und den städtischen Raum New Yorks im Kontext der (Kunst)Geschichte. Die Arbeiten setzen den stereotypen Stadtbildern andere Wahrnehmungen des urbanen Lebens entgegen. In einer legendären Performance begab sich Tehching Hsieh ein ganzes Jahr lang in die Obdachlosigkeit. Bei Gordon Matta-Clark, Sarah Morris, Mary Ellen Mark bildet die Stadt selbst mit ihren Wolkenkratzern, Industrieruinen oder Karnevalszügen das Material. So wie Gordon Matta-Clark mit seinen brachialen Interventionen im urbanen Raum in den 1970er Jahren verborgene Strukturen freilegte, öffnen die ausgestellten Arbeiten Perspektiven auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Urbanität, Diversität und Begehren.
„New York States of Mind“ versteht die Straße als Metapher für New York. Auf den Straßen treffen die verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen aufeinander. Hier entsteht eine Öffentlichkeit, die nicht von den Medien strukturiert wird, sondern sich ständig selbst neu erschafft. Der künstlerische Blick verwandelt das vermeintlich transparente Straßenraster New Yorks in ein Labyrinth von unbekannten und historischen Bezügen.
Von Marcel Duchamp bis Hans Haacke
Arbeiten des Dadaisten Marcel Duchamp bilden den kunstgeschichtlichen Ausgangspunkt der Ausstellung. Mit seinen Ready-Mades, den aus ihrem alltäglichen Zusammenhang herausgelösten und durch den Akt der Signatur in den Kunstraum versetzten, begründete Duchamp die Konzeptkunst. Seitdem ist die Auseinandersetzung mit Alltagsthemen und die Interaktion mit den Betrachtern zu einem Charakteristikum der New Yorker Kunst geworden. Während die Ausstellung besonders die Nachwirkungen Marcel Duchamps überprüft, geht das Filmprogramm u.a. der experimentellen Imagination von Künstlern und Filmemachern wie Andy Warhol oder Jack Smith nach und untersucht ihren Einfluss auf den Kunst- und Experimentalfilm.
„New York States of Mind“ macht die Bandbreite an künstlerischen Strategien deutlich, mit denen in den USA multiple Zugehörigkeiten in den visuellen Künsten konstruiert und verhandelt werden. So bekämpft der Afroamerikaner Fred Wilson in seinen Arbeiten den institutionellen Rassismus der Museen. Kehinde Wiley bedient sich der westlichen Bildtradition, um junge, urbane, schwarze Männer darzustellen. Iona Rozeal Brown kreuzt japanische Farbholzschnitte des 19. Jahrhunderts mit der HipHop-Kultur. Der Afroamerikaner David Hammons verfremdet die US-amerikanische Flagge in schwarz, rot und grün, den Farben des Repatriation Movements des Jamaikaners Marcus Garvey.
Die Civil Rights- und die Anti-Vietnam-Bewegung der 1960er Jahre haben in den ausgestellten Arbeiten ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die historische Situation nach 9/11 und die Irak-Invasion. Jon Kessler baut unheimliche Maschinen aus Überwachungskameras und Bildern der amerikanischen Geschichte. Hans Haacke thematisiert Abu Ghraib mit einer Collage seiner bekannten Arbeit „Star Gazing“ (Sternenguckerei), die er in den öffentlichen Raum der Konsummeile Times Square versetzt: „Star Gazing“ zeigt eine Person unter einer Kapuze aus dem Stoff einer amerikanischen Flagge, den Blick erniedrigt, verhüllt hinter den Sternen der Stars and Stripes.
Filme als Gegenentwürfe: New York als Schauplatz der Filmgeschichte
63 Filme erforschen New York als Schauplatz der Zeit- und Filmgeschichte: von den ersten Stummfilmen, die das Entstehen der weltberühmten Skyline am Hudson-River dokumentierten, über die Spielfilme von Woody Allen, Spike Lee oder Wayne Wang bis hin zu Kunst-, Dokumentar-, Experimentalfilmen. Die Produktionen der New Yorker Filmemacher reflektieren den Kosmopolitismus der Stadt. Die ausgewählten Filme zeichnen auch eine Genealogie der politischen und ästhetischen Gegenentwürfe der New Yorker Kulturschaffenden nach: von den Avantgarden der 1920er Jahre über die Bürgerrechtsbewegungen in den 1960ern, dem Feminismus in den 1970ern bis zum Queer-Aktivismus in den 1990ern sowie pazifistischen, identitätspolitischen und stadtpolitischen Belangen in der Gegenwart.