Compound Tropes

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„Compound Tropes betrifft eine Form der Deplatzierung, ausgehend von jenen urbanen PionierInnen, die im späten 20. Jahrhundert metaphorisch und subjektiv die innerstädtischen Zivilisationsgrenzen New Yorks bewohnten und die nun vor einer neuen Zivilisationsgrenze des Profits stehen, an der KünstlerInnen das Engagement kommerzieller GeldgeberInnen willkommen heißen.”


Ein Interview mit Fred Wilson:

geboren 1954 in New York (NY), USA, lebt und arbeitet in New York (NY)


„Compound Tropes betrifft eine Form der Deplatzierung, ausgehend von jenen urbanen PionierInnen, die im späten 20. Jahrhundert metaphorisch und subjektiv die innerstädtischen Zivilisationsgrenzen New Yorks bewohnten und die nun vor einer neuen Zivilisationsgrenze des Profits stehen, an der KünstlerInnen das Engagement kommerzieller GeldgeberInnen willkommen heißen.”


Ein Interview mit Fred Wilson:

geboren 1954 in New York (NY), USA, lebt und arbeitet in New York (NY)

„Ich sehe mich wohl als Konzeptkünstler oder als eine Art konzeptueller Installationskünstler. Ich versuche, mich so offen wie möglich zu halten, denn ich habe Sachen gemacht, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie machen würde.“


FW: Die Künstlerin Howardena Pindell machte seinerzeit viel Aufhebens um eine Ausstellung mit dem Titel The Nigger Drawings in der Galerie Artists Space. Sie bestand lediglich aus monochromatischen, abstrakten Grafitzeichnungen eines Weißen Künstlers. Weiter gab es da nichts, keine Bilderwelten – nur dieses dunkle Grafitfeld, das vom Künstler The Nigger Drawings genannt wurde. Das war Ende der Siebziger, man ereiferte sich sehr und das war wohl das erste Symptom einer Veränderung. Die Galerie verteidigte die Ausstellung. Die Kunstszene hatte diese Vorstellung von Qualität und verstand die Anstößigkeit der Ausstellung nicht, weil es damals in der Kunstwelt keinen Dialog über Rasse, Kultur und Differenz gab. Sie zeigten fast nie Kunst von Schwarzen (People-of-Color) in der Galerie: Sie dachten, es sei völlig in Ordnung, diese Ausstellung zu veranstalten. In der Kunstszene der 70er sah man das Problem einfach nicht. Aber die für Fördermittel zuständigen Stellen erkannten, dass dieser Zustand unhaltbar war. Die Kunstszeneselbst schien der letzte Bereich in Amerika zu sein, in dem man die Wichtigkeit multikultureller Belange erkannte und den Rassismus in den eigenen Reihenlange nicht wahrnahm. Ignoranz ist ein Segen. Gleichzeitig gab es eine große Zahl von Frauen, die zwar in Museen arbeiteten, aber nicht in leitende Positionen aufsteigen konnten, da ihr Weg durch eine unsichtbare Barriere blockiert wurde. Folglich wurden diese Frauen Leiterinnen neuer, alternativer Galerien. Und da sie sich selbst ein wenig als Außenseiterinnen fühlten, begannen sie zu verstehen und einen Zusammenhang zwischen der misslichen Lage nicht-weißer Künstler und ihrer eigenen zu erkennen. Dies betraf besonders Frauen wie Howardena Pindell, die im Museum of Modern Art gearbeitet hatte und sich als Künstlerin unter anderem auch mit Frauenthemenbefasste. Ich glaube, so tat sich ein Weg auf, in diesen Dialog einzutreten. Adrian Piper äußerte sich zum Feminismus ebenso wie zu Themen der Rasse, und über die Vermittlung von Kuratorinnen und Museumsdirektorinnen öffnete sich der Mainstream wiederum ein wenig. Darüber hinaus sollte ich auf jeden Fall noch erwähnen, dass wir damals in beratenden Gremien saßen. Angesichts der Tatsache, dass sämtliche alternativen Galerien nur Weiße KünstlerInnen ausstellten– wohlgemerkt von unseren Steuergeldern –beschlossen wir also, ihnen mitzuteilen, dass sie dazu verpflichtet seien. Es gab einen Sturm der Entrüstung über Fragen der Qualität und so weiter. Sie weigerten sich, ihre Ausstellungspolitik zu ändern. Also sanken die Zuschüsse. Und man höre und staune, jede einzelne dieser Galerien entdeckte plötzlich nicht-weiße KünstlerInnen und war von ihnen restlos begeistert[lacht].

SM: Und die Qualität stieg?

FW: Es waren vorher Galerien mit hohem Qualitätsanspruch, und es blieben Galerien mit hohem Qualitätsanspruch.


Aus einem Telefon-Interview, das von Shaheen Merali im Februar 2007 geführt wurde.