Latin Music aus Nuyorica


Grupo hat uns umgehauen. Es war auf dem Höhepunkt der Salsa-Zeit, Eddie Palmieri, Willi Colón, Ray Barretto und all die klassischen Salseros brachten neue Alben heraus, und jedesmal steigerten sie das Fieber noch. Wir hatten das Gefühl, das müsste die heißeste Musik sein, die der Planet je hervorgebracht hatte – es war hochansteckend. Und dann kam diese Gruppe, die dem Ganzen noch eins draufsetzte, die näher an den Wurzeln dran war als jede andere und gleichzeitig mit den Traditionen experimentierte – mit ihnen spielte – wie es noch niemand zuvor gewagt, geschweige erfolgreich umgesetzt hätte.

Folklórico, y Experimental, Newyorkino – der Name sagt alles, damals wie heute. Wir rasteten komplett aus!Stell Dir vor, Chocolate Armenteros, Manny Oquendo, Milton Cardona, Nelson González, Virgilio Martí, Andy und Gerry González, Heny Alvarez, José Rodríguez, Reinaldo Jorge, Frankie Rodríguez, Willie García, Gene Golden und Gonzalo Fernández – sie alle jammen zusammen. Jeder einzelne war ein absoluter Könner auf seinem Instrument, jeder war prominent in der vibrierenden Salsaszene, und dazu standen sie noch unter den Fittichen der Produzenten René López und Andy Kaufman. Es war der ultimative Salsa-Traum, mehr all-star als die Fania All-Stars, und sie bastelten an Rhythmen und Soundtexturen, die keinen Formeln oder sonstigen Vorschriften gehorchten. (...)

Wenn ich daran zurückdenke, dann war es die Art, wie der Sound von Grupo den Zeitgeist der Nueva-York-Szene einfing, was uns so beeindruckte – die politische Sensibilität, wie sie von der radikalen Young Lords Party symbolisiert wurde, der Fokus auf die afrikanischen Wurzeln der karibischen und New Yorker Kulturen, der Duktus der Nuyorican Poetry und der Third World Poetry, die Euphorie der ersten Generation karibischer Latinos, die selbstbewusst zu ihrer Identität standen und den gefräßigen Mainstream von sich wies, egal ob amerikanischer oder kommerzieller Latino-Provenienz. (...)

Später, als der kommerzielle Boom sich den „Salsa“ einverleibte und die Musiker mit ihren diversen prominenten Bands ihre eigenen Wege gingen, verschwand Grupo in der Versenkung. Was blieb, war die Erinnerung – oder Wiederentdeckung – bei den Gourmets, die im Lauf der Zeit einen internationalen Kult der Grupomaniacs bildeten, zu denen auch ich mich zählen darf.Wir mögen Salsa, aber wir lieben Filet Mignon! Und das ist es, was Grupo uns gab: die Filetstücke.

Juan Flores über Grupo Folklórico Y Experimental Nuevayorquino