Tanz
Danse en Créations 6 - die Preisträger
Danse l'Afrique, Danse!
Deutschlandpremiere
Der Choreografen-Wettbewerb Danse en Créations ist die bedeutendste Plattform für zeitgenössischen afrikanischen Tanz und ein Spiegel der neuen Entwicklungen in Afrika. Zu den bisherigen Preisträgern zählten schon so wichtige Tänzer wie Seydou Boro mit seiner Kompagnie Salia nï Seydou. Nun präsentiert IN TRANSIT in deutscher Premiere - und als erste Station einer Welttournee - die drei Gewinner der 6. Auflage der Tanzbiennale, die Ende April erstmals in Paris stattfand. Zur prominent besetzten Jury gehörten unter anderen der Schriftsteller und ehemalige Kulturminister von Mali Aminata Traoré, die Choreografen Opiyo Okach und Robyn Orlin, die Festivalmacherin Gordana Vnuk.
Die Gewinner-Produktionen 2006, die bei IN TRANSIT 06 auftreten:
Panaibra Gabriel / Culturarte (Mozambique)
"Dentro de mim outra ilha"
Orchy Nzaba / Li-Sangha Company (Congo, Brazzaville)
"Mona-Mambu"
Andréya Ouamba / Premier Temps Company (Senegal)
"Impro-Visé_2"
Panaibra Gabriel / Culturarte (Mozambique)
Dentro de mim outra ilha
„Jeder Mensch ist wie eine kleine Insel, die nur einen kleinen Fleck auf der Welt ausmacht. Mein Körper ist diese Insel, auf der ich meine Kultur bewahre: meinen Geist, meine Erinnerung und mein Glauben ... es gibt eine schmale, schwankende Brücke zwischen mir und dir, welche mich mit deiner verbindet.“ Panaibra Gabriel zitiert mit seiner Produktion „Dentro de mim outra ilha“ – (Eine andere Insel in mir) den mosambikanischen Schriftsteller Júlio Carrilho.
Auf der Bühne sind kleine leuchtende Strände zu erkennen,, zwischen denen sich die Tänzer bewegen. Sind es die Inseln, von denen Júlio Carrilho spricht? Sich selbst bewusst werden über den Raum, den man beansprucht, fähig sein, ihn zu verändern und zu wissen, dass andere dasselbe tun, das ist bereits ein Tanzprojekt. Fünf Tänzer loten in diesem äußerst dynamischen Tanzstück die Verbindung zwischen dem Individuum und der Gruppe aus und erweitern dies auf den größeren Diskurs über das Verhältnis zwischen dem Körpersein – wo Verantwortung und Kultur lokalisiert sind – und der Welt.
Panaibra Gabriel lebt und arbeitet in Maputo, Mozambique. Er begann 1993 als traditioneller Tänzer, wechselte aber zum Modern Dance. Er arbeitete mit Initiativen der Danças na Cidade (Lissabon) und choreografierte eine Soloperformance von Sandra Martinez in Frankreich. Die Kompagnie Culturarte wurde 1998 von Panaibra Gabriel gegründet.
Orchy Nzaba / Li-Sangha Company (Congo, Brazzaville)
Mona-Mambu
Afrikanischer Tanz wird gemeinhin auf die Zerreißkräfte von Tradition und Moderne beschränkt – wobei erstere auf Trägheit beruhe und letztere ein Produkt des Fortschritts sei. Der kongolesische Choreograf Orchy Nzaba ist nicht bereit, diese Sicht zu akzeptieren. Er nannte sein Stück „Mona Mambu“ - ein kongolesischer Begriff, der die Fähigkeit beschreibt, die Wirklichkeiten des Lebens klar zu erkennen und sich ihnen zu nähern. Die Choreografie nutzt die Fähigkeit, Alltagsleben in sprichwörtlichen Szenen und Körperbewegungen zu umschreiben und zu übersetzen. "Mona-Mambu" ist ein Stück für fünf Tänzer, die sich in ständiger Bewegung befinden, Rad schlagend, Hals über Kopf, Atem beraubende Spiralen drehend, wie ein rasendes Tier: dieser ungestüme Tanz hat keine Angst vor sich selbst. Spezifisch für die Produktion ist der ständige Wechsel zwischen großen Tanzszenen und beinahe trivialen Alltagszenen, als ob diese zwei Ebenen sich gegenseitig durchdringen würden, ohne Scheu.
Orchy Nzaba leitet einen Workshop für Choreografen im französischen Kulturzentrum in Brazzaville. Er arbeitete mit den Tanzkompagnien von Paco Decina, Choream und Julie Dossavi und an der Ecole des Sables in Senegal. Er ist ein virtuoser Musiker und Tänzer, die Li-Sangha Company wurde erst kürzlich von ihm gegründet.
Andréya Ouamba / Premier Temps Company (Senegal)
Impro-Visé_2
Dieser Tanz ist wie ein Traum, der jede Nacht wiederkehrt. Andréya Ouamba erklärt, er wolle mit seinem Stück „eine Verbindung zwischen dem Nichts und dem Raum oder dem Anblick“ herstellen. Kann eine Choreografie das Nichts in Betracht ziehen? Sie kann. Zu oft meinen wir, dass der Tanz sich rechtfertigen, Geschichten erzählen und sich selbst durch Bedeutung ankündigen müsse. "ImproVisé_2" behauptet und zeigt das Gegenteil: Nichts passiert, als das was zwischen dem Choreografen/Tänzer und seiner Partnerin geschieht. Nichts als ein intensiver Moment des Tanzes und der Raum, der von der Präsenz zweier Künstler vereinnahmt wird, die sich weniger für einander interessieren, als für das Geschehen zwischen ihnen und jenseits von ihnen. Sie wachsen empor aus einer Kiste mit zerknäultem Zeitungspapier, dann folgen beide ihren Bewegungen.
Andréya Ouamba, geboren in Pointe-Noire (Kongo, Brazzaville), lebt und arbeitet in Dakar (Senegal). Er praktizierte Straßen-Hip Hop, AfroModern Dancing und wurde an der Ecole des Sables ausgebildet. 2000 gründete er die Premier Temps company. Fatou Cissé, die Partnerin in "Impro-Visé_2", führt eine viel beachtete Karriere als Tänzerin und Performerin.