Rahayu Supanggah
Rahayu Supanggah
wurde 1949 als Sohn einer Familie von Schattenspielern geboren. Gleichsam von seiner Geburt an war seine künstlerische Laufbahn vorher bestimmt. Heute gilt er als einer der wenigen international renommierten indonesischen Komponisten, der sich vor allem um die Erneuerung der zentraljavanischen Gamelantradition verdient gemacht hat.Nach dem Studium an der Kunstakademie STSI Surakarta promovierte er im Jahre 1985 in Musikethnologie an der Université de Paris VII in Frankreich. Bereits im Alter von 16 Jahren zählte er zu einer Gruppe auserwählter Künstler, die in offizieller künstlerischer Mission China, Korea und Japan besuchten. Neben seiner Kompetenz bezüglich traditioneller Gamelanmusik hat Rahayu Supanggah auch immer wieder experimentelles Neuland betreten und als „rebel pioneer“ (Supanggah) Wesentliches zur zeitgenössischen Entwicklung der Gamelanmusik beigetragen. Noch als Student wurde er Abteilungsleiter der karawitan-Abteilung („karawitan“ ist der indonesische Ausdruck für die einheimischen Musikformen) seiner Kunstakademie in Surakarta. Von 1997 bis 2002 war er Rektor dieser Institution und richtete unter anderem den landesweit wegweisenden Aufbaustudiengang „Komposition“ ein. Zahlreiche Gastdozenturen führten ihn an die San Diego University, die University of Cambridge und andere private Institutionen auf der ganzen Welt. Derzeit ist er Leiter des Postgraduierten-Programms an STSI Surakarta, wo er selbst Komposition und Ästhetik lehrt.
Seine künstlerische Praxis umfasst nicht nur den Bereich Komposition (bisher ca. 100 Kompositionen). In alter javanischer Tradition ist Rahayu Supanggah auch ein renommierter praktizierender Musiker. Daneben tritt er häufig als künstlerischer Direktor größerer Produktionen in Erscheinung und leitet kulturelle Missionen. Neben zahlreichen Kommissionstätigkeiten auf nationaler Ebene ist Rahyu Supanggah auch als Ethnomusikologe und Kunstkritiker einer der führenden Persönlichkeiten der indonesischen Szene. Neben zahlreichen Kollaborationen mit anderen indonesischen Musikern, hat Rahayu Supanggah auch auf internationaler Ebene mit Künstlern wie Peter Brook, Sergio Leone, Robert Wilson, Ong Ken Sen und anderen zusammen gearbeitet. Rahayu Supanggahs verkörpert auf ideale Art und Weise jenen javanischen Künstlertypus, der sich auf der einen Seite immer in ein Kollektiv einbringt, auf der anderen Seite aber subtile individuelle Impulse geben kann, die dann zu den gewünschten Prozessen innerhalb des Kollektivs führen. Für Rahayu Supanggah gab es nie die Trennung zwischen Tradition und javanischer Moderne. So ist es für ihn selbstverständlich, zur Traditionserhaltung in traditionellen Stilen zu arbeiten, aber auch visionäre neuartige Musikformen zu komponieren. Noch bei der ungewöhnlichsten Klangkonstellation spürt man aber Supanggahs tiefe Verwurzelung in der zentraljavanischen Ästhetik. Deswegen ist er weniger rücksichtloser Avantgardist als vielmehr verantwortungsvoller Neuerer.
„Ich sehe keinen Sinn darin, eine sogenannte Dichothomie zwischen Tradition und Zeitgenössischem künstlerisch zu problematisieren. Für mich ist all dies eine Frage der verantwortlichen Haltung. So kann man meines Erachtens auch Traditionelles und Zeitgenössisches miteinander vermischen, wie ich es in der Produktion „King Lear“, einer Zusammenarbeit von Künstlern aus sechs Ländern, getan habe.“ Rahayu Supanggah