Slamet A. Sjukur
Slamet A. Sjukur
wurde 1935 in Surabaya geboren. Schon als Kind lernte er Klavier spielen, sein Großvater mütterlicherseits machte ihn mit zahlenspekulativen Konzepten bekannt. Zwischen 1952 und 1956 studierte Slamet A. Sjukur am ersten indonesischen Institut für westliche Musik namens „Sekolah Musik Indonesia“. 1962 reiste Sjukur nach Paris und blieb dort die folgenden 14 Jahre. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1976 begann er in Jakarta an der dortigen Kunstakademie IKJ (Institut Kesenian Jakarta) Musiktheorie und Komposition zu unterrichten. Von 1981 bis 1983 leitete er dieses Institut und war daneben von 1977 bis 1981 Vorsitzender der Musikabteilung des Kulturrats von Jakarta. 1987 beendete er seine akademische Lehrtätigkeit, wobei ihm jedoch fast alle jungen Komponisten folgten und privat bei ihm weiterstudierten. Seither arbeitete er als freischaffender Komponist, Lehrer und Essayist. Seit dem Jahre 2000 hat Slamet A. Sjukur wieder im Aufbaustudiengang „Komposition“ an der Kunstakademie STSI Surakarta zu unterrichten begonnen.
Es ist sicher nicht übertrieben, Slamet A. Sjukur als „Vater“ der neueren zeitgenössischen Musik Indonesiens zu bezeichnen, denn fast alle wichtigen Komponisten jüngerer Generationen wurden durch ihn geprägt oder zumindest angeregt. Auch im Ausland, vor allem in Frankreich, Ungarn aber auch Deutschland wurde ihm als einer der wenigen indonesischen Komponisten Aufmerksamkeit zuteil, was sich in Kompositionsaufträgen, Konzerten und Auszeichnungen äußerte.Sjukurs künstlerische Zielsetzungen auf einen Nenner zu bringen ist in der gebotenen Kürze nahezu unmöglich. Es überwiegen Kammermusikwerke, vor allem für westliche Instrumente und auf der Basis einer westlich geprägten freitonalen Musiksprache. Neben multimedialen Aspekten spielen vor allem zahlenspekulative, spirituelle Konzepte eine wichtige Rolle im Schaffen des Komponisten. Ein weiteres Anliegen Sjukurs ist sein Verständnis von Musik als Werkzeug zur Rückbesinnung auf Feinheiten, Details, auf den akustischen Reichtum, den klanglichen Mikrokosmos. Dabei geht er gern bis an die Grenzen der Wahrnehmung. Sjukur versteht diese Haltung als eine Art zeitgemäße musikalische Ökologie angesichts der „musikalischen Umweltverschmutzung“, vor allem in den urbanen Gebieten Indonesiens. Es verwundert deswegen nicht, dass auch pädagogisch ausgerichtete Werke einen wichtigen Stellenwert in seinem Gesamtschaffen einnehmen. Die Arbeit mit Laien ist für Slamet immer wieder der Versuch, die Wahrnehmung der Menschen zu schärfen, ihnen Mut zu machen, sich nicht passiv schlechten Gewohnheiten hinzugeben.
"Indonesien setzt sich aus vielen verschiedenen Regionen zusammen, jede Region hat ihre eigene musikalische Tradition, aber weil die einander benachbarten Gegenden nicht auf dem Landweg zu erreichen sind, muss man Geld haben, um sie zu besuchen. Die Musikstile aus Java, Maduku und Sulawesi sind völlig unterschiedlich, weil die Menschen sich nicht begegnen. Mich selbst hat man gebeten, Gamelan-Musik im Bandung-Stil zu komponieren, und ich habe vier Monate gebraucht, um diesen Stil zu lernen." Slamet A. Sjukur