Forensis. The Architecture of Public Truth
Herausgeber: Forensic Architecture
Design: Zak Group
Englisch, 17 x 24 cm, 744 Seiten
ISBN: 978-3-95679-011-9
Preis: € 28,00
Sternberg Press, Berlin 2014
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Printausgabe vergriffen, ggf. im antiquarischen Buchhandel erhältlich
Forensis ist Lateinisch und bedeutet „zum Forum gehörig“. Es ist die Wurzel des Begriffs Forensik. Das römische Forum war ein multidimensionaler Raum der Verhandlung und Wahrheitsfindung, in dem sowohl Menschen als auch Objekte an Politik, Gesetzgebung und Wirtschaft mitwirkten. Im Verlauf der Neuzeit verlagerte sich die Bedeutung von Forensik zunehmend auf das Gebiet der Rechtsprechung und besonders auf den Einsatz von Medizin und Naturwissenschaften vor Gericht. Heute hat die Forensik zentrale Bedeutung in der Art, wie Staaten ihre Bürger kontrollieren und regieren. Durch ihre Darstellung in den Massenmedien ist sie gleichzeitig zu einem prägenden Merkmal der zeitgenössischen Kultur geworden.
Indem diese Ausstellung an einen umfassenderen Begriff der Forensik anknüpft, will sie deren Potenzial als politische Praxis erschließen und ihr eine neue Stoßrichtung geben. Sie kehrt die Richtung des forensischen Blicks um und steckt ein Handlungsfeld ab, in dem Individuen und Organisationen Machtmissbrauch durch Staaten und Firmen aufdecken, darlegen und konterkarieren können, wann immer dies für politische Auseinandersetzungen, den Umgang mit gewalttätigen Konflikten oder dem Klimawandel von Bedeutung ist.
Indem die Ausstellung Entwicklung und Wandel der Forensis erkundet, wechselt sie zwischen verschiedenen Maßstäben: vom menschlichen Körper über Häuser, Landschaften und Meere bis hin zur Dimension unseres Planeten selbst, dem umfassendsten Gegenstand der Forensik, den die durch Menschen verursachten Veränderungen, wie sie im Begriff des Anthropozäns fassbar werden, zu einer Baustelle und Ruine zugleich gemacht haben.
Diese Ausstellung präsentiert die Arbeit der Architekten, Künstler, Filmemacher und Theoretiker des Projekts Forensic Architecture am Centre for Research Architecture, Goldsmiths, University of London, als auch Beiträge von weiteren Mitwirkenden und Gästen des Projekts. Sie umfasst forensische Ermittlungen, die international agierenden Strafverfolgern, politischen Organisationen, NGOs und den Vereinten Nationen neuartige Beweismittel an die Hand geben (in der Ausstellung mit dem Titel CASE versehen). Gezeigt werden außerdem kritische Untersuchungen zur Geschichte und zum heutigen Stellenwert der Forensik bei der Neuartikulation unseres Verständnisses von öffentlicher Wahrheit (als FILE ausgewiesen).
Mit Beiträgen von Lawrence Abu Hamdan, Nabil Ahmed, Maayan Amir, Hisham Ashkar & Emily Dische-Becker, Ryan Bishop, Jacob Burns, Howard Caygill, Gabriel Cuéllar, Eitan Diamond, DAAR (Decolonizing Architecture Art Residency), Anselm Franke, Grupa Spomenik, Ayesha Hameed, Charles Heller, Helene Kazan, Thomas Keenan, Steffen Krämer, Adrian Lahoud, Armin Linke, Jonathan Littell, Modelling Kivalina, Model Court, Working Group Four Faces of Omarska, Gerald Nestler, Godofredo Pereira, Nicola Perugini, Alessandro Petti, Lorenzo Pezzani, Cesare P. Romano, Susan Schuppli, Francesco Sebregondi, Michael Sfard, Shela Sheikh, SITU Research, Caroline Sturdy Colls, John Palmesino & Ann Sofi Ronnskog / Territorial Agency, Paulo Tavares, Füsun Türetken, Robert Jan van Pelt, Srdjan Jovanovic Weiss / NAO, Eyal Weizman, Ines Weizman, Chris Woods.