„Die ganze Konstruktion nannte sich also Spannbeton…“
Joachim Viergutz, geboren im Juli 1939, machte von 1954-1957 seine Maurerlehre bei der Hochbaufirma Wayss+Freytag und hat die Kongresshalle 1956/57 mitgebaut. Seine Lehrfirma Wayss+Freytag gehörte zusammen mit Philipp Holzmann, Grün+Bilfiger und der Stukkateurfirma Paul Stift beim Bau der Kongresshalle zu den als Bauhauptgewerbe tätigen Firmen.
Dass der verantwortliche Architekt [Hugh Stubbins] aus den USA kam, blieb mir noch in Erinnerung. […] Ich hatte das Glück, in den Jahren von 1954-1957 meine Ausbildung zum Maurer bei der Hochbaufirma Wayss+Freytag zu machen und deshalb an diesem sehr gewagten Bauvorhaben vor Ort teilzunehmen.
Als junger Lehrling mit 16, 17 Jahren beeindruckte mich schon mächtig die Art und Weise, wie das doch sehr dünne Betondach (8cm dick) über eine so große Spannweite und mit einer so großen Fläche getragen wurde. Dies geschah in Form von teilweise 5cm dicken Baustahlleisten, die über die gesamte Dachfläche in Längsrichtung bis zur Bodenebene zusammengebündelt in einem Sockelfundament eingefügt wurden. Die ganze Konstruktion nannte sich also Spannbeton, der bei Ausführung der handwerklichen Arbeiten auf dem Dach in Schwingungen geriet. (Hab dies selbst durch einen Luftsprung getestet) Während des Betonierens wurden in der Längsrichtung der Dachfläche durchgehende Schlitzaussparungen gelassen, um dem Stukkateur das Abhängen der Decke im Gebäude zu ermöglichen. Diese Schlitze wurden nach Fertigstellung der Rabitzarbeiten geschlossen. Zu beiden Seiten der Dachfläche verlief als Anhang der Dachkonstruktion ein durchgehender Kanal, in dem u. a. Verkabelungen des Elektrikers waren; in dem Kranz befanden sich sogenannte Montageöffnungen. Der durch eindringende Feuchtigkeit und Korrosion am Baustahlgewebe hervorgerufene Kranzabriss am 21.05.1980 tötete ja einen Menschen und zertrümmerte ein Fahrzeug. Zu erwähnen sei noch, daß während der Dachdeckerarbeiten das Eindeckmaterial der Dachfläche Feuer fing. Es wurde damals vermutet, daß die Ursache eine Propangasflasche war. Die Feuerwehr musste anrücken und den Brand löschen.
[…] Für mich war das Bauwerk immer die „Schwangere Auster“. Im Januar 1960 zeigte ich dann meiner Braut – wir sind jetzt 44 Jahre verheiratet – meine über viele Monate währende Arbeitsstelle.
Joachim Viergutz, 15. Januar 2007