„… und Wilhelmine Lübke wollte immer Kellner mit weißen Handschuhen…“

Im Kongresshallenrestaurant in den 60ern, Inge und Heinz Früauf , © Inge Früauf

Inge Früauf hat ihr Fotoalbum für uns geöffnet und erzählt aus den 60er Jahren, als ihr Mann Heinz Früauf (1929-2002) Direktor des Kongresshallenrestaurants war. Frau Früauf, Jahrgang 1934, ist Berlinerin mit Leib und Seele: aufgewachsen in Kreuzberg, nahe der Oberbaumbrücke, in einer Eisenwarenhändlerfamilie. Sie lernte ihren späteren Mann Heinz im Januar 1963 an der Bar der Kongresshalle kennen. Als gelernte Eisenwarenhändlerin nahm sie am Ball zum 75. Jubiläum der Eisenwarenhändler in der „Halle“ teil; Heinz Früauf – zum Kellner ausgebildet in den 40ern im Hotel Adlon – leitete das Restaurant von 1961 bis zum Ende der 60er.

Die Köche des Kongresshallenrestaurants in den 60ern, © Inge Früauf

John F. Kennedy 1963, die Stars der Berlinale immer wieder, die Begum, der äthiopische Kaiser Haile Selassi als Teilnehmer des einwöchigen „Weltkongreß der Evangelisten“ im Oktober 1966, der damalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Schütz, der Bundespräsident Heinrich Lübke und seine Frau Wilhelmine - sie alle waren in den 60ern zu Veranstaltungen und Empfängen in der Kongresshalle. Heinz Früauf und sein Team haben für das leibliche Wohl gesorgt. Herr Früauf hatte oft die Gelegenheit, seine Gäste persönlich zu begrüßen. Eine besondere Erinnerung: Der Händedruck von John F. Kennedy!

... zentnerschwere Silberplatten aus dem Esplanade, © Inge Früauf

Für die großen Veranstaltungen lieh sich das Kongresshallenrestaurant „zentnerschwere“ Silberplatten aus dem Hotel Esplanade am Potsdamer Platz – es war das einzige Haus, das sie nach dem Krieg noch in ausreichender Menge besaß.

Das Kongresshallenrestaurant war mit der kulinarischen Ausrichtung der Berliner Staatsempfänge des Bundespräsidenten Heinrich Lübke im Schloss Bellevue beauftragt. Natürlich wurden nur die besten Kellner ins Schloss Bellevue entsandt – Wilhelmine Lübke hat höchstpersönlich die Keller kontrolliert und Wert auf weiße Handschuhe gelegt. Natürlich beschmutzt Silber sofort weiße Handschuhe...

Die „weißen Mäuse“, wie die Polizeimotorradeskorte für Staatsgäste genannt wurde, saßen immer im Kongresshallenrestaurant auf Abruf.

Inge Früaufs Opel Rekord vor der Schwangeren Auster, © Inge Früauf

Aber auch die Berliner Bevölkerung kam in Scharen zur Kongresshalle. Zu den Pfingstfrühkonzerten versammelten sich schon 5 Uhr morgens viele Menschen auf der Terrasse der Kongresshalle und lauschten zum Beispiel Omar Lamparter mit der Hilton Dachgartenkapelle. Inge Früauf sorgte gelegentlich mit ihrem Opel Rekord für Würstchennachschub.

31. August 1966: In der Kongresshalle tagen 1.600 Hebammen – viel zu tun für die Restaurantmannschaft. So viel, dass Herr Früauf nicht bei der Geburt seines Sohnes dabei sein kann. Zum Glück hält Inge Früaufs Hebamme, die auch am Kongress teilnimmt, die Verbindung zwischen Kongresshalle und Krankenhaus ...

Aus dem Fotoalbum, Autogrammkarten von Wilhelmine und Heinrich Lübke, von Klaus Schütz und Walther Scheel, © Inge Früauf
Die Spreeterrasse der Kongresshalle, © Inge Früauf
Silvester 1962/1963, Speisekarte mit Mullygatawny und Kalbssteak Singapur, © Inge Früauf
Anlässlich der XVIII. Internationale Filmfestspiele Berlin 1968, Kurt Thümer lädt zum Traditionellen Mittagessen, © Inge Früauf