The Word for World is Still Forest
intercalations 4
Herausgegeben von Anna-Sophie Springer, Etienne Turpin
Auf Englisch
232 Seiten, 13 x 21 cm
41 Farb- & 37 Schwarz-Weiß-Abbildungen
Taschenbuch, fadengebunden
Berlin: K. Verlag & Haus der Kulturen der Welt, 2017.
ISBN 978-3-9818635-0-5
19€
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The Word for World is Still Forest ist eine Hommage an den Wald als turbulente Multinatur vielseitiger Wechselwirkungen. Der Band spannt einen Bogen von der Vorstellung vom Wald als denkendem Organismus zu den geradlinig gepflanzten Monokulturen, die heute weltweit die Wälder zu verdrängen drohen. Auf Auszüge aus Le Guins namengebender Erzählung The Word for World is Forest von 1972, die die beiden Herausgeber*innen aus ihrem eigenen, zerlesen Exemplar wie poetische Appelle exzerpiert haben, folgt ein Aufsatz des Künstlers Pedro Neves Marques über die eigentümliche Bildhaftigkeit amerindischer Konzeptionen von Naturkultur. Der Architekturhistoriker und Kurator Dan Handel gewährt Einblicke in seine Ausstellung über das Holz als den wichtigsten Stoff der Waldmythen und industrieller Bau- und Energiegewinnung. Mithilfe von forstwissenschaftlichen Illustrationen von Kevin Beiler erklärt die kanadische Waldökologin Suzanne Simard inwiefern Waldbäume durch das „Wood Wide Web“ unterirdisch miteinander kommunizieren können. Am Beispiel der alten Mutterbäume in den Wäldern British Columbias veranschaulicht sie, wie wertvolle Nährstoffe aus Lachsen, die zuerst vom Meer in die Flüsse und dann von Grizzlybären und Wölfen an Land geraten, mithilfe mykorrhizaler Pilznetzwerke an die Wurzeln jüngerer Bäume verteilt werden. Der Datenkurator und Mediendesigner Yanni Loukissas reflektiert über die Verarbeitung botanischer Daten in Harvard's Arnold Arboretum. Die Fotografin Shannon Lee Castleman visualisiert mit ihrer Bildserie „Tree Wounds“ von verwundeten Baumstämmen, dass auch lokale Bevölkerungen auf Ressourcen angewiesen und Naturschutzzonen oft keine einfache Lösung im Kampf gegen illegale Abholzung sind. Abel Rodríguez, ein Nonuya-Ältester und Schamane in Kolumbien, erzählt die Sage vom Ahnenbaum der Fülle und zeigt eigene Zeichnungen von Heilpflanzen und den Jahreszeiten im Amazonas. Aufgezeichnet und übersetzt wurde dieses Gespräch Carlos Rodríguez und Catalina Vargas von Tropen Bos International Colombia. Der brasilianische Architekt und Aktivist Paulo Tavares beschäftigt sich mit Menschenrechtsverletzungen und indigenem Widerstand im Amazonasgebiet und argumentiert eindrücklich, dass der Kampf gegen Enteignung und Zerstörung von Öko- und Denksystemen hybride Fähigkeiten und technologische Fähigkeiten erfordert. In Leaving the Forest diskutiert der Anthropologe Eduardo Kohn eine perspektivische Semiotik der Multinatur Wald und gibt Einblicke in seine Zeit mit den Quichua in Ecuador. Mit einem akuten urbanen Fallbeispiel bringt der Berliner Architekt und Kiezaktivist Silvan Linden den zunehmend umstrittenen Umgang mit städtischen „Wildnissen“ in den Fokus. Schließlich erinnert die Landschaftsarchitektin und Fotografin Sandra Bartoli die wenig bekannte Geschichte der ältesten Bäume des Tiergartens, dem zentralen Stadtpark Berlins und einst königlicher Jagdforst. An verschiedenen Orten im Buch erinnert die Baum-Typografie von Katie Holtens „Tree Alphabet“ an die arborealer Herkunft des Papieres der Buchseiten.
Mit Beiträgen von Sandra Bartoli, Kevin Beiler, Shannon Castleman, Dan Handel, Katie Holten, Silvan Linden, Yanni A. Loukissas, Eduardo Kohn, Pedro Neves Marques, Abel Rodríguez, Carlos Rodríguez, Suzanne Simard, Anna-Sophie Springer, Paulo Tavares, Etienne Turpin und Catalina Vargas Tovar. Design in Zusammenarbeit mit Katharina Tauer.
Gefördert von Schering Stiftung