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Algorithmischer Wohlfahrtsstaat: Das Silicon Valley als „good cop“ des Neoliberalismus von Evgeny Morozov
Nervöse Systeme: Finnisage-Vorträge
So, 8. Mai 2016
Anders als vor 30 Jahren befürchtet, ist uns der totale neoliberale Albtraum vom Ausschluss der Armen und Schwachen von Bildungseinrichtungen, Gesundheitsversorgung und anderen öffentlichen Dienstleistungen bisher erspart geblieben. Im Gegenteil: Es gibt heute kaum noch einen Weisen des Silicon Valley, der nicht die Technologieunternehmen dafür rühmt, dass sie viel mehr Zugänge zu Internet, Medizin, Wissen und Krediten für Arme geschaffen haben (von den jüngsten Plädoyers für ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz zu schweigen). Diese neue Form sozialer Mobilität auf Basis umfassender Datensammlung ist die Antwort des Silicon Valley auf die Frage, „was nach dem Wohlfahrtsstaat kommen könnte und sollte“. Paradoxerweise bedingte das vorangegangene Regime – der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat – Kontrolle im Anschluss an die Verteilung von Wohltaten, während das neue algorithmische Wohlfahrtsregime allgemeine und allgegenwärtige Überwachung zur Voraussetzung für den Erhalt jeglicherZuwendungen macht. Dieser Vortrag geht der Frage nach, inwieweit und auf welche verschiedenen Arten das Silicon Valley mit der von ihm ins Werk gesetzten Datensammelherrschaft zum endgültigen (wenngleich langfristig ohnmächtigen) Retter des neoliberalen Kapitalismus aufgestiegen ist.
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